Als ich gestern diesen Tweet von Claude Longchamp gelesen habe, lag unvermittelt die Antwort auf dem Tisch: Unser politisches System mutiert – offenbar nicht nur von mir unbemerkt – zu einer direkten Rentnerdemokratie:
Claude Longchamp ergänzte dazu gestern in 10vor10, das Durchschnittsalter der Stimmbeteiligten habe bei 57 Jahren gelegen. Was auch dem Durchschnittsalter der Hardcopy-News-Abonnenten entspricht.
Ich habe diese Entwicklung, nämlich hin zum politischen Übergewicht “der Alten”, erst später, so ab dem Jahr 2020, erwartet.
Doch da habe ich mich offensichtlich geirrt.
Alles Quatsch, bis auf den letzten Satz. Doch der hat mit der heutigen NZZ am Sonntag eine völlig andere Bedeutung bekommen:
Das Stimmfaule Jugend? Ganz im Gegenteil!
Lamento über die politik- verdrossenen Jungen beruht auf falschen Zahlen: Am 9. Februar gingen fast doppelt so viele Junge abstimmen, wie in der Vox-Analyse behauptet.
Ach, Herr Longchamp, was soll man nur von Ihren Umfragen halten. Es ist ein Jammer. Seufz.
Update 16:00 Uhr:
Die Zweifel, die jetzt aufkommen, nehmen wir ausserordentlich ernst. Verlässliche Forschungsergebnisse zu liefern, ist unser oberstes Ziel.
Sollte es ein Verfahren geben, dass geeigneter ist, werden wir es selbstverständlich umgehend anwenden. Bis dahin stehen wir vor dem Problem, vielleicht mit ein ungenügendes Instrument zu arbeiten, aber kein besseres zu haben.
gotte meint
wen kümmern fakten und methoden, wenn mal wieder eine fette schlagzeile möglich ist. und wen kümmert jetzt das kleinklein um fakten und methoden, die der longchamp nicht beachtet hat und die langweiligen richtigstellungen. im ohr hängen bleibt vielmehr das vielstimmig intonierte hohelied des alarmismus und im kopf das verfestigte bild, dass es mit der jugend bachab gehe. ich wünsche herrn longchamp die nötige selbsteinsicht, dass er jetzt das ruder abgeben und die analysen der jüngeren generation überlassen möge, für die der statistikkurs noch frischer im gedächtnis ist (regel: aussagekräftige resultate erst ab einer stichprobemgrösse >1000). er kann sich ja an mm ein vorbild nehmen und uns seine überlegungen reisend in einem blog mitteilen (z.b. voxpopuli reloaded). aber als zampanò der staatsmedien hat er nun ausgehampelt.
elisabeth schiess meint
also, unsere 3 stimmen immer, bei Unschlüssigkeit halt mal leer…