Selbstverständlich wird die Welt nicht untergehen, wenn die Schweizer Bürgersoldaten ihre Waffen nicht mehr mit nach Hause nehmen dürfen, können müssen.
Doch die Annahme der Initiative markiert das Ende des Bürgersoldaten, wie er aus dem Verteidigungswillen des 2. Weltkrieges heraus entstanden ist.
Der grösste Nachteil, den ein demokratischer Staat gegenüber einer Diktatur hat, ist, freie Bürger dazu zu bringen, freiwillig ihr Leben für das eigene Land aufs Spiel zu setzen. Denn anders als bei einer Diktatur braucht es dazu Überzeugungsarbeit der demokratisch legitimierten Regierung. Die amerikanische Heeresleitung war zu Beginn des 2. Weltkriegs davon überzeugt, dass die deutschen und japanischen Soldaten ihren Citizen Soldiers weit überlegen seien.
Ein Irrtum, wie sich später herausstellte. Denn anders als Soldaten eines totalitären Regimes sind Bürgersoldaten legitimiert zu kämpfen. Und wo diese Legitimation fehlt oder an ihr gezweifelt wird, wie beispielsweise im Vietnamkrieg, verweigert der Bürgersoldat seiner Führung die Gefolgschaft.
Die Millitärführungen der USA und danach viele anderer Länder haben daraus ihre Lehren gezogen und ihre politische Führung dazu gedrängt, die allgemeine Wehrpflicht abzuschaffen.
Der Wille, die Schweiz mit dem eigenen Leben zu verteidigen, ist in den letzten Friedensjahrzehnten verloren gegangen. Man sagt auch, wir hätten nach dem Untergang der Sowjetunion keine Feinde mehr. Man glaubt bis tief in bürgerliche Kreise hinein, eigentlich bräuchte es diese Armee gar nicht mehr.
Na klar, man kann die Armee abschaffen und die Gewehre, Panzer und Geschütze verschrotten. Und dafür die Polizeikorps ein wenig aufstocken und den Geheimdienst. Dann brauchen sich auch künftig die WEF-Granden keine Sorgen um ihre Sicherheit zu machen.
Doch wenn man die Armee – schleichend – abschafft, wenn man den Sinn für die Existenzberechtigung dieser Armee verliert, dann geht auch der Wille verloren, dieses Land zu verteidigen. Die besonderen Werte zu verteidigen nicht nur mit Geld, Verhandlungsgeschick, Einwanderungskontrolle und so weiter, sondern im äussersten Fall der Fälle mit der Bereitschaft, für dieses Land und dessen Ideale zu sterben.
Welch ein unzeitgemässer Gedanke.
Nein, die Welt geht nicht unter, wenn dem Schweizer Bürgersoldaten die persönliche Waffe weggenommen wird. Aber der Bürgersoldat wird verschwinden. Von ihm nimmt derzeit die ganze Welt Abschied. Auch die Schweiz. Welch ein Verlust.
Für die Schweiz.
PS: Das grösste Problem, mit dem die US-Bürgerarmee zu kämpfen hatte, war die Tatsache, dass die meisten der 452’000 Soldaten in den ersten Tagen nach ihrer Landung in der Normandie keinen einzigen Schuss abgefeuert haben. Trotz intensivem Training war deren Hemmschwelle zu gross, auf Menschen zu schiessen. Auch wenn es sich um den Feind gehandelt hat. (Stephen E. Ambrose, „Citizen Soldiers„)
PS 2: Der Abstimmungskampf, wie ihn die SVP mit diesem Plakat und dem Flyer in alle Haushaltungen (Abstimmungs-Spam) führt, ist einfach nur Schwachsinn.