Wenn wir uns heute mit den Linken befassen, dann können wir die Grünen nicht aussen vor lassen. Dazu kann man festhalten, dass sich die Politik in einem ideologischen Grabenkrieg befindet, der an die Schlacht um Verdun im 1. Weltkrieg erinnert, wo meine beiden Grossväter ihre Jugend verloren: Die Frontlinie steckt seit Jahren unverrückbar fest.
Dabei ist grünes Denken schon längst keine politische Sache mehr, sondern tagtägliche Realität. Zum Beispiel in der Wirtschaft.
Ich bin derzeit an mehreren Projekten beteiligt, bei denen es um neue Investitionen in Millionenhöhe geht. Die Umweltfrage, die Nachhaltigkeit, die Ressourcenschonung, die CO-2-Bilanz ist ein zentrales Thema der Planung, ohne dass da eine Umweltorganisation Dampf machen muss.
Die Entscheidungsträger in vielen Unternehmen sind umweltbewusster als die Ideologen von links bis rechts uns glauben machen wollen.
Die Entscheidungsträger in der Wirtschaft sind grüner als kolportiert. Einerseits wegen der einschlägigen Gesetze, andererseits, weil sich besser verkauft, was die Umwelt schont.
Ich rede da nicht von Elektroautos oder Sonnenkollektoren aufs Dach. Ich rede von ganz alltäglichen Gebrauchsgegenständen.
Ich bin kürzlich auf ein interessantes Beispiel gestossen, das den grünen Businessalltag sehr schön illustriert, auf die neue Schuhschachtel von Puma. Schuhschachtel? Schuhschachtel!
Schuhschachteln – kennen wir ja. Die werden millionenfach produziert. Die machen Sinn im Lager des Schuhhändlers, um die Schuhe zu stapeln. Aber nach dem Kauf stellt sich für Millionen Kunden rund um den Globus nur noch die eine, die lästige Frage: wohin damit.
Wollen wir uns mit dieser Frage beschäftigen? Nein! Früher, als ich noch Schuhe kaufte, liess ich die Schachtel im Laden. Sollen die doch schauen, wohin damit.
Weil Puma seine Kunden nicht länger verärgern wollte, waren die Vorgaben des Managements klar: Wir wollen eine Schuhschachtel, für deren Herstellung weniger Karton verbraucht wird, bei deren Produktion weniger Wasser, weniger Energie eingesetzt werden muss. Und wir wollen eine Schuhschachtel, die nicht einfach weggeschmissen wird, sondern die von den Kunden mit Freuden mitgenommen wird.
Gesucht und gefunden wurde ein „Clever little Bag“.
Und jetzt schlage ich nochmals den Bogen zur Politik. Ich kann mit den verborten Körnlipickern, die uns in die Steinzeit zurückschwatzen wollen, genau so wenig anfangen, wie mit den Bürgerlichen, die den linksgrünen Klassenkampf zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben.
Ich habe keine Lust auf Verdun. Das hat der eine meiner Grossväter als ziemlich beschissen geschildert. Danach.
Patrix meint
Die „verborten Körnlipickern“ haben vermutlich immerhin dazu beigetragen, dass in den Firmen überhaupt ein Umdenken stattgefunden hat. Das gibt ihnen natürlich trotzdem nicht das Recht, jetzt jeglichen Fortschritt (und jegliches Denken über Fortschritt) von vornherein als böse zu verdammen.
PS: Wikipedia macht nicht nur meinen Kindern das Vortragsschreiben (zu) einfach:
„Die Schlacht um Verdun war eine der bedeutendsten Schlachten des Ersten Weltkrieges an der Westfront zwischen Deutschland und Frankreich. Sie begann am 21. Februar 1916 mit einem Angriff deutscher Truppen auf die französische Festung Verdun und endete am 20. Dezember 1916 ohne wesentliche Verschiebung des Frontverlaufs. [..] Gesamtverluste beider Seiten etwa 800.000 Soldaten“
max meint
Lieber Herr Müller, ich gratuliere Ihnen zu ihrem Kommentar.
bugsierer meint
„Der einzige Ort, wo sich der Mensch im letzten Jahrhundert barbarisch an der Umwelt versündigte, lag hinter dem Eisernen Vorhang.“
diese feststellung ist nicht ganz falsch, aber eben auch nicht ganz richtig. sie vermittelt den eindruck, hier im westen wäre alles supi gelaufen, was natürlich nicht stimmt.
dass sich die wirtschaft heute mehr um ökologische aspekte bemüht, stimmt auch, doch die grosse frage bleibt: warum erst jetzt?
Martin Müller meint
Die Marktwirtschaft ist der beste Verbündete von Natur und Umwelt. Dieses scheinbare Paradoxon wird spätestens dann aufgelöst, wenn man sich bewusst macht, welche Leistungen die Akteure der freien Marktwirtschaft seit der Industriellen Revolution erbracht haben, damit heute die Luft reiner, das Wasser sauberer, die Lebensmittel gesünder, der Lebensraum hygienischer und die Lebenserwartung höher ist.
Unternehmer und Innovatoren betrachten Umweltverschmutzung als eine Verschwendung knapper Ressourcen. Die Marktmechanismen zwingen die Akteure des freien Markts, mit knappen (Umwelt-) Ressourcen effizient umzugehen.
Der einzige Ort, wo sich der Mensch im letzten Jahrhundert barbarisch an der Umwelt versündigte, lag hinter dem Eisernen Vorhang. Ohne Privateigentum, ohne freie Verträge, ohne Preisbildungsmechanismus fanden die notwendigen Innovationen nicht statt. Die organisierte Verantwortungslosigkeit planwirtschaftlicher Zentralbürokratien vervielfachte jene Umweltsünden, welche sich auch vereinzelte rücksichtslose Trittbrettfahrer auf einem freien Markt immer wieder zu Schulden kommen lassen. Dass sich die meisten Exponenten der ökologistischen Bewegung einen Schulterschluss mit den Vertretern sozialistischer Ideologie leisten, darf mit Fug und Recht als geistesgeschichtlichen Irrtum bezeichnet werden.
Das ist doch soweit alles klar. Warum aber man nicht gegen den linksgrünen Klassenkampf antreten sollte, bleibt mir im Verborgenen. Vielleicht auch, weil es mir bei „Verdun“ im Moment nicht gerade Klick macht.