Am 24. März habe ich geschrieben: „Inäbnit kann Graf schlagen – keine Zweifel.“
Weil ich annahm, der Mann legt richtig los.
Der ist nicht nur die Kandidat gewordene Verlegenheit der Bürgerlichen, sondern der will tatsächlich Ständerat.
Heute muss ich feststellen: Ich habe mich getäuscht, der Mist ist geführt, Sven Inäbnit (FDP) hat keine Chancen mehr, Maja Graf (Grüne) im Herbst den Ständeratssitz streitig zu machen.
Das liegt weniger an Frau Graf als vielmehr an Herrn Inäbnit.
Es war kurz nach meinem frühen Jubel, als wir uns zufällig am Arlesheimer Dorfmärt über den Weg liefen.
Was folgte, war ein angeregtes Gespräch – Sven (wir sind Duzis) ist ein kluger Mann, hat politische Erfahrung, ist offen auch für andere Meinungen, kann auf die Leute zugehen, kennt sich in der Wirtschaft aus.
Der ideale bürgerliche Kandidat also, der von rechts über die Mitte bis ins etwas linke Lager hinein auf Sympathien stösst.
Ich meinte zu ihm, seine Chancen, im Herbst gewählt zu werden, seien durchaus intakt.
Auch wenn das kein Spaziergang wird.
Allerdings habe er das Handicap, dass ihn ausserhalb der Liestaler Politbubble kaum jemand kennt.
Er sei doch viel bei den Parteien und Anlässen unterwegs, meinte er.
Eben, erwiderte ich, in deiner Bubble.
Ich fragte, wie weit er denn mit den Vorbereitungen für seinen Wahlkampf schon sei. „Hast du schon ein Unterstützerkomitee?“
Er sei dran und hätte bereits ein paar gute Namen.
Dann musst du möglichst rasch, also noch im Mai, raus damit.
Er sei sich da nicht sicher, es seien noch zu viele Fragen offen.
Ich setzte nach: „Wann willst du denn deinen Wahlkampf starten?“
„Nach den Sommerferien“, meinte er.
„Das ist viel zu spät. Kaum jemand in der Öffentlichkeit kennt dich. Aber für sehr viel mehr Baselbieter ist Graf ein Begriff.
Du musst mit deiner Kampagne am 1. Juni starten. Und den Juni nutzen, die bekannt zu machen.
Zum Beispiel mit Inseraten in der Presse, macht heute niemand mehr, deshalb fällt das auf. Dort findest du deine Wähler, Leute 60+.“
Er müsse jetzt erst abwarten, was die Parteien beschlössen, der Parteitag der CVP-Mitte sei erst im Juni und bis dahin könne er nicht viel machen.
„Was? Warum musst du auf die warten?“
Er hatte Bedenken, die könnten ein Vorpreschen in den falschen Hals kriegen.
Ich sagte: „Schau, wenn du wirklich Ständerat werden willst, dann muss du sofort loslegen und kämpfen. Und keine Zweifel aufkommen lassen, dass es dir wirklich ernst ist.
Und überhaupt: Die Summe aller Beleidigten bleibt sich immer gleich. Also was soll’s.
Wenn es dir nicht gelingt, dich bis zur Sommerpause als ernsthaften Ständeratskandidaten zu positionieren, dann ist der Mist geführt.“
„Maja Graf“ sei eine Marke, „Sven Inäbnit“ (noch) nicht.
Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört. Auch nicht in den Medien.
Und die möglicherweise interessierte Öffentlichkeit auch nicht.
Frau Graf beherrscht die Schlagzeilen.
Sven Inäbnit hat den Ständeratswahlkampf 2023 verloren.
Die Frage ist nur noch, wie hoch ihn Maja Graf schlägt.
Chienbäsebärti meint
Mit den Baselbieter Standesherren ist es so eine Sache. Seit Paul Brodbeck, Liestal, 1947-1955 ist es keinem gelungen, aus der Hinterbank einen «bleibenden Wer» zu schaffen. Auch der beau parleur Rinow hat im Stöckli ff¨r den Elfenbeinturm doziert.
Die Bäuerin Graf hat mit dem Film «Mais im Bundeshus» wenigstens etwas bleibendes hinterlassen.
So gesehen ist es für Inäbnit noch nicht zu spät, wenn Toni Laubr nicht noch ins Rennen steigt.
U. Haller meint
Was mich zudem ärgert: Eigentlich hätte die Grüne längst zur Einsicht kommen sollen, nach über 20 Jahren gutbezahlter Tätigkeit im NR/SR auf Kosten der Steuerzahler endlich Jüngeren Platz zu machen. Aber auch hier spielen subtile Machtansprüche eine Rolle. Ich kann diese anmassende Sesselklebermentalität einfach nicht ausstehen. Da ist sie beileibe kein Einzelfall.
Und ja, der Mist scheint wirklich geführt zu sein. Da nützt auch Sven Inäbnits intellektuelles Polster wenig bis nichts mehr. Schade.
M.M. meint
Der Biobauernhof der Geschwister Graf braucht das Einkommen der Ständerätin. #mehrfachsteuergeldersubventioniert
Franz Bloch-Bacci meint
Das wäre für eine Bäuerin ja unprofessionell, nicht zu wissen, wo die Futtertröge stehen.