Wir lesen (dank Google-Chrome übersetzt) die aktuelle Schlagzeile von El Pais, dass die Arbeitslosigkeit im zweiten Quartal mit 24.6 % einen neuen Rekordstand erreicht hat. Von April bis Juni sind 15’900 Arbeitsplätze verloren gegangen. 5.593.100 Arbeitslose zählt das Land. Spaniens Zahlen seien auf eine Kombination von Rezession und Budgetanpassungen zurückzuführen.
Als weitere Komponente des Krisenmix nennt El Pais die steigende Zahl der ins Erwerbsleben strebenden Jungen. Allein im zweiten Quartal sei die Zahl der Spanier im erwerbsfähigen Alter um 37’000 gestiegen.
Es handelt sich zumindest in Salamanca um eine versteckte Krise. Denn es ist nicht so, dass in den Parkanlagen massenhaft arbeitslose Leute rumsitzen. Und anders als in Porto, wo die auffallend vielen Bettler ziemlich aggressiv sind und die Leute auch mal lautstark beschimpfen, sind hier die auch sonst üblichen Bettler anzutreffen.
Beispielsweise diese lautstark ihr Schicksal beklagende jüngere Roma vor dem Eingang einer der zahlreichen Kirchen. (Hier hat es so viele Kirchen wie in Istanbul Moscheen).
Auf unserem gut zweistündigen Spaziergang durch die Stadt (ausserhalb des Touristenzentrums), sahen wir nur gerade ein Geschäft, das liquidiert wird (siehe Bild) – einen Möbelladen.
Die Portugiesen haben ihre wirtschaftlichen Abstürze immer ähnlich gelöst: Ein Teil der Bevölkerung ist ausgewandert. Dann hat sich der Rest und die Wirtschaft wieder erholt. Das wird in Portugal wohl wieder ähnlich ablaufen. Für Spanien ist dies nur bedingt eine Option.
PS: Im öffentlichen Sektor wurden übrigens im letzten Quartal über 60’000 Arbeitsplätze vernichtet. Herr Wirz, der Kommunikationsheini von Herrn Zwick kann sich auf die Brust klopfen und stolz verkünden, der Kanton Basel-Landschaft habe trotz schwieriger Finanzlage im letzten Quartal wieder ein paar neue Stellen geschaffen. Um der gedanklichen Logik des mit Steuergeldern bezahlten Staatspropagandisten zu folgen.
l.h. meint
lieber manfred. ich war auch gerade in andalusien. und die krise ist omnipräsent. jedes jahr stehen mehr sommerhäuser zum verkauf, die sich immer mehr spanier nicht mehr leisten können. in der einkaufsstrasse des städtchens, unsere sommerresidenz ist in punta umbria, läuft das geschäft immer schlechter. arbeit gibt es für junge, selbst die best-ausgebildeten fast nicht mehr. im bekanntenkreis von freunden kennt man kaum jemanden, der eine angemessene arbeit gefunden hat. in sevilla genau das gleiche. man hält sich mit schwarzarbeit hie und da über wasser oder mit dem geld der eltern. auf der strasse sieht man das wirklich nicht. die lungern nicht alle in den gassen und parks herum. das ist schon so. wie die krise die menschen ihrer perspektiven beraubt, erfährt man am besten, wenn man mit ihnen redet. es ist wirklich trist. wer einer fremdsprache mächtig ist, wird in den nächsten zwei jahren die koffer packen. dann wird spanien einen brain-drain erleben, der für die wirtschaft schwer zu kompensieren sein wird. aber in einem hast du recht: die spanier verstecken die krise gut. ihre lebenslust lassen sie sich so schnell nicht nehmen.
Blacky meint
Ein bisschen Spanisch – damit man die hervorragende El Pais lesen kann – würde auch einem andern Müssiggänger nicht schaden: Ich jedenfalls geniesse das Welt-Blatt jährlich dreimal eine Woche lang (wenn auch auf Papier).