
Rund zweieinhalbtausend Kilometer haben wir in den letzten drei Wochen zurückgelegt.
Elektrisch.
Ladeprobleme?
Keine, es gibt inzwischen genügend Ladestationen, sowohl Schnelllader als auch solche in den Innenstädten, die 22kw/h liefern.
Auch in Italien, obwohl kürzlich in der SonntagsZeitung etwas anderes behauptet wurde.
Leute, die keine Ahnung von Elektroautos haben, schreiben halt viel Unsinn.
Selbstverständlich muss man etwas mehr denken als mit einem Verbrenner – man plant die Schnelllader auf der Strecke in seiner Route ein.
Wobei die Wahl des nächsten Schnellladers allein nicht wichtig ist. Ebenso wichtig ist die Dauer der Fahrt. Nach zwei, spätestens nach drei Stunden muss man sich einfach mal die Beine vertreten.
Die Reichweite des EV richtet sich eben auch an den menschlichen Bedürfnissen aus.
Was Reichweitenbedenkenträger vielleicht überraschen wird: Man lädt sein Auto selten auf 100% Batteriestand.
In der Regel laden wir auf 80%, das schont die Batterie, reicht locker bis zum nächsten Schnelllader und geht schnell – von vierzig auf achtzig Prozent dauert der Vorgang nicht mal zehn Minuten (von 10 auf 80 Prozent sind es knapp 20 Minuten).
Der Ioniq 5 erreicht Ladespitzen von 220 kWh (selbst abgelesen), ab 80% Batterieladung sinkt dieser Wert auf 50 kWh. Die Frage ist also nicht mehr die nach der Reichweite, sondern wie schnell kann geladen werden.
Beim Ioniq 5 muss man sich sputen beim Pause machen.
Für Verbrennerfans scheint die Welt insofern die bessere zu sein, als es derzeit noch an jeder Ecke eine Tankstelle gibt. Das hat eher eine psychologische als eine reale Wirkung. 99 Prozent all dieser Tankstellen fährt man nie an.
Und zum zweiten: In Italien (und anderswo) sind die Schnelllader nicht direkt an der Autobahn, sondern bei Einkaufszentren zwei, drei Kilometer entfernt.
Man muss also runter von der Autobahn. Was zur Entschleunigung des Reisen beiträgt. Zumal wir 110, höchsten 120 km schnell fahren, also ausser Lastwagen kaum was überholen müssen.
Um noch einen draufzusatteln: Wir haben nur einen Anbieter angesteuert, Ionity. All die anderen Anbieter- Enel, goFast, fastnet etc. – haben wir links liegen lassen. Mit dem Abo zahlt man bei Ionity 52 statt 79 Rappen pro kWh, egal im welchem Land.
Mit meiner Ladekarte kann ich bei weit über hundert Anbietern mit europaweit mehreren tausend Stationen laden, soviel zum Tankstellenangebot.
Man gleitet eher als man fährt, zumal die Asssistenzsysteme die Basisarbeit wie Abstand und Tempo regeln (aufgrund der Signalisation) übernehmen.
Gemäss Bordcomputer lag der Durchschnittsverbrauch bei 17,2 kWh auf 100 km – was bei dem hohen Autobahnanteil und der eingeschalteten Klimaanlage ein guter Verbrauchswert ist.
Selbstverständlich kann der Verbrauch stark schwanken.
Von Bellinzona Süd, wo wir nochmals 80 Prozent geladen hatten, bis zum Gotthardtunnel hinauf lag der Verbrauch beispielsweise bei 30 kWh (auf die anderen Seite hinunter hat die Rekuperation einen Überschuss von 2% geliefert. (Im Stadtverkehr liegt der Verbrauch so um die 15 kWh, im Sommer.)
Zuhause angekommen hatten wir eine Restreichweite von 90 Kilometern.