Würde ich diese Woche die geneigte Leserschaft mit einer Satire behelligen, dann folgte jetzt ein Satz aus Markus Somms Kommentar vom letzten Samstag. Er lautet so: «Die Eliten sind hemmungslos, weil sie das Urteil der Wähler nicht mehr zu fürchten brauchen – und wenn die Demokratie doch einmal mit ihren Plänen in Konflikt gerät, dann tun sie alles, damit diese demokratischen Entscheide an Bedeutung verlieren oder nicht umgesetzt werden».
Wäre dieser Text also eine Satire, dann würde ich jetzt anmerken, dass Somms Blick ins nahe Ausland zu weit schweift. Dass er den Zoom zurückfahren und das Baselbiet fokussieren könne: «Die Eliten sind hemmungslos…» In der Tat, würde ich zustimmend den Faden aufnehmen und die Aufmerksamkeit auf folgende Meldung von letzter Woche lenken: Ein Aescher Bauunternehmen hat einen neuen CEO berufen.
Was noch keine Satire ist, weil diese schliesslich von der Übertreibung lebt.
Also müsste jetzt ein langer Satz folgen, etwa so:
Der auf den Chefposten Berufene ist der Gemeindepräsident von Birsfelden und Landrat und war bis anhin vollamtlicher Politiker, weil er seinen Job als Sachbearbeiter in einem Unternehmen für Pflanzenschutz aus welchen Gründen auch immer gekündigt hat, und gehört der gleichen Partei an wie der Direktor der Wirtschaftskammer, der Verwaltungsrat im besagten Bauunternehmen ist, das auch die frühere Parteipräsidentin der CVP als Assistentin beschäftigt und der Verwaltungsratspräsident des Unternehmens vor ein paar Monaten mit viel Aufwand und Unterstützung der Wirtschaftskammer aber trotzdem vergebens versucht hat, die Bisherige, seine Parteikollegin – die einstige Freundin der Assistentin – aus dem Sattel zu lüpfen.
Klar würden sich einige Leser fragen: Halt mal, Hiltmann – ist das nicht der FDP-Mann, der als Nachfolger von Baudirektorin Pegoraro in den Startlöchern steht?
Bingo, antwortete ich.
Worauf sich die Anschlussvermutung von selbst ergäbe: Wird Herr Hiltmann beim Bauunternehmen, das auch Aufträge vom Kanton hat, zwischengelagert, um im Jahr 2019 als Mann der Wirtschaft ins Rennen zu steigen? Aber spätestens hier drohte die Satire in eine kritische Meinungsäusserung zu kippen.
Doch wer will an einem Mittwochmorgen schon so was lesen.
Deshalb noch das: «Man» hat irgendeine Aktiengesellschaft im undurchsichtig organisierten Portfolio, zum Beispiel zur «Förderung der Wirtschaft» oder zur «Prosperität in der konjunkturellen Entwicklung», jedenfalls eine mit orwellschen Attributen, überzeuge dann die Regierung in einem selbstverfassten Gutachten, dass nur diese Firma in der Lage sei, die Millionen aus der geplanten Baselbieter Energiesteuer zu verteilen, die von den Hausbesitzern aufgebracht werden muss, die wiederum mit ihren Mitgliederbeiträgen die Abstimmungskampagne bezahlen – von der hauseigenen AG für «politische Willensbildung» orchestriert – um sich für viel Geld selbst zu überzeugen, wie toll diese neue Steuer sei. Die Pointe dieses Teils: All die ineinander verschachtelten AGs gehören der Wirtschaftskammer und deren Direktor hält immer das Steuer fest in seiner Hand. Gegen Honorar, versteht sich.
Na wenn das nun nicht das Kriterium «Übertreibung» erfüllt?
Weil eine gute Satire einen Clou braucht, hätte Markus Somm das letzte Wort: «Warum sind die Eliten heute so hemmungslos geworden? Weil sie keine Angst mehr haben, vom Wähler bestraft zu werden.»
Kantonsentwickler meint
Quizfrage: Wer ist Präsident des kantonalen Hauseigentümerverbands..? Richtig! Der stellvertretende Wirtschaftskammerdirektor Markus Meier. Ein klarer Interessenkonflikt!
Bringold Margareta meint
Ich erkenne in Ihrer Kolumne keine Satire. Realsatire vielleicht? Ist es nicht viel mehr eine Tragödie, welche Rolle die Wirtschaftskammer in diesem Kanton spielt? Da nützt der beste Wirtschaftsförderer nichts. Mit dieser Vetternwirtschaft kommt dieser Kanton nicht vorwärts.
Wie Sie richtig sehen, wird diese Energieabgabe, über die wir am 27.11. abstimmen in erster Linie die Kassen der Wirtschaftskammer füllen. Bezahlen werden wir alle mit höheren Stromrechnungen, am meisten die Mieter und die älteren Hauseigentümer, die die nötigen Mittel für Energiesparmassnahmen gar nicht haben.
Sie sollten Ihrer kritischen Meinungsäusserung nicht das Mäntelchen „Satire“ umhängen.
Redbüll meint
also… am 27.11. ablehnen…
liberopoulos meint
Genau darum habe ich für eine Prüfung der Fusion gestimmt. Kleinräumige Gebilde wie BL ermöglichen solche Machtzentren wie die Wirtschaftskammer.