Diese letzten vier Tage waren ein intensiver Crashkurs fürs Herumreisen in Indien. Man liest zwar einiges im Lonely Planet. Doch man muss selbst ins Wasser springen, um Schwimmen zu lernen.
Wir haben etwas Lehrgeld bezahlt in diesen ersten vier Tagen. Aber unter dem Strich ist das okay angelegtes Geld. Wir kennen nun die gängigsten Tricks, wie man als Europäer übers Ohr gehauen wird und wissen nun, wie man dies abblockt. Inzwischen beherrschen wir selbst die Kunst des hier weiterverbreitenden schamlosen Anlügens des Gegenübers. (Aber die Geschichte gibt’s dann mal an einem Familiensonntag.)
Der Satz der Woche: Wenn du in Indien mit einer offenen Frage herumläufst, kommt, ob du willst oder nicht, immer jemand auf dich zu, um sie dir zu beantworten, selten zu deinen Gunsten. (Manchmal beantworten sie dir Fragen, die du dir selbst noch nie gestellt hast.)
Der Wechsel von Europa nach Indien ist ziemlich krass. Natürlich, wenn man als Pauschaltourist für zwei, drei Wochen die Sehenswürdigkeiten abklappert, kann man in seiner eropäischen Taucherglocke, also abgeschirmt, interessante Tage erleben. Das sind Ferien.
Wenn man jedoch wie wir, für mehrere Wochen das Land individuell bereist, muss man in dieses tagtägliche Chaos erstmal eintauchen. Und die Codierung der Sprache und der Gesten lernen. Was meinen die überhaupt, wenn die was meinen? Wie sicher sind diese lärmigen Strassen und staubigen Gassen, wo man nur selten einem Europäer begegnet?
Wir sind heute drei Stunden quer durch die Altstadt spaziert, haben unterwegs Tee getrunken, sind unzähligen Rikschas ausgewichen (Trottoirs!), sind eingetaucht in diese fantastische, völlig andere Welt. Wir wurden nur sehr selten von jemandem angesprochen, schon gar nicht belästigt. Ein Vorteil ist wahrscheinlich unser Alter. Alter wird hier respektiert.
Morgen geht es weiter. Wir sind geimpft.
PS: Es ist ja nicht so, dass man nur in Indien übers Ohr gehauen wird. Wenn ich an die Leute denke, die von treuherzigen Schweizer Bankern in Sachen Lehmann übers Ohr gehauen wurden.
Bonusbild: wir alle spüren die Hitze.
Urs Eberhardt meint
Lieber Manfred, endlich habe ich begriffen, was uns unterscheidet: Ich nämlich würde Arlesheim nie aushalten. Dafür bin ich jedes Jahr einen Monat lang in Indien und freue mich sogar jeweils elf Monate lang darauf.
Ganz offensichtlich leben wir in total unterschiedlichen Welten 😉
Lieber Gruss vom Urs
M.M. meint
Tja, schön das du das endlich erkannt hast. Es ist nämlich ziemlich egal. Denn wie auch immer, am Ende es läuft eh alles aufs Gleiche raus.
Herzlicher Gruss