Sagen wir es so: Der Kanton Basel-Landschaft wird nicht aus der gemeinsamen Trägerschaft aussteigen, aber er wird den Staatsvertrag zur Universität Basel kündigen, weil er muss. Ansonsten wird die bisherige Regelung für diese «bikantonale öffentlich-rechtliche Anstalt» diskussionslos weiterlaufen. Ab 2017 zahlt der Landkanton 51,3 Prozent der Beiträge der beiden Basel oder rund 168 Millionen Franken im Jahr.
Nun gut, es kommt einem Sakrileg gleich, diesen Staatsvertrag in der bisherigen Form infrage zu stellen. Und mit Verweis auf den volkswirtschaftlichen Imperativ verbittet man sich überhaupt jegliche Diskussion. Zumal seinerzeit 84 Prozent der Baselbieterinnen und Baselbieter nach Parolen wie: «Wir Stärken das Gewicht des Baselbiets in Bern» (Christine Mangold, FDP) und «Das Baselbiet wird Hochschulkanton» (Jean-Luc Nordmann, FDP), ziemlich begeistert dem Vertragswerk zugestimmt hatten. Der Geldtopf war noch voll und der Minderwertigkeitskomplex gross.
Weil zumindest die eine Grundannahme, die 2007 zum fantastischen Abstimmungsergebnis geführt hat, weggebrochen ist, kann man sich bald zehn Jahre später völlig emotionslos der Kosten-Nutzen-Frage zuwenden. Und da gilt, dass jede Institution, welche zur Hauptsache mit Steuergeldern finanziert wird, von Zeit zu Zeit Rechenschaft darüber ablegen muss, ob alles, was diese Institution tut, auch wirklich nötig ist. Ernsthaft Rechenschaft legt man nicht im Jahresbericht ab, sondern dann, wenn über nicht mehr vorhandene Geldmittel diskutiert werden muss.
Das gilt nicht nur fürs Theater, sondern besonders für die Universität, die in einem harten nationalen und internationalen Wettbewerb steht. Weil alle Kantone rechnen müssen, stellt sich nicht nur bei uns die Frage, ob es auch künftig 126 Studienangebote in Basel geben muss oder ob es nicht an der Zeit wäre, gesamtschweizerisch über Schwerpunktbildungen zu diskutieren
Nun sind es zwei Positionen, die sich vermeintlich unversöhnlich gegenüberstehen: Zum einen die von Christoph Eymann, der meint, eine von den Baselbietern angestossene Kostendiskussion zur Uni sei eine Zumutung, und vorsorglich schon mal die Pferde an die nächstbeste Retourkutsche anspannen lässt. Und zum anderen Exponenten auf der Landschaft, die meinen, das Baselbiet solle den Aargauer machen und für seine Studenten nur noch deren bescheidene Kopfgebühr bezahlen.
Weder die eine noch die andere Position wird sich durchsetzen. Weshalb das Verhandlungsergebnis so lauten wird: Baselland wird künftig weniger bezahlen als heute, aber auch künftig deutlich mehr als Solothurn und Aargau zusammen.
Dabei ist gut zu wissen, dass von niemandem die Zukunft der Life-Sciences-Studiengänge an der Universität Basel infrage gestellt werden. Die Medizinische Fakultät, die Lehre und Forschung am Uni-Spital sind denn auch gewichtige Gründe für die Fusionspläne. Nur wer über genügend Fallzahlen verfügt, kann in der Spitzenmedizin mithalten und international beachtete Forschungsergebnisse liefern.
Die Verknüpfung der Spitalpläne der beiden Gesundheitsvorsteher mit dem Universitätsvertrag ist demnach geradezu absurd.
Absurd deshalb, weil Kollega Eymann das Zusammengehen der beiden Kantonsspitäler von der Zukunft der Slawistik, der Theologie, der Soziologie, der Nordistik oder der Medienwissenschaften, um willkürlich Beispiele zu nennen, abhängig macht.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 22. Juli 2015.
Grummel meint
Ich höre «Heulen und Zähneklappern».
Da wird einigen Professoren schon im Vorfeld ordentlich die Muffe gehen: Die armen Kerle müssten ihren Lebensunterhalt ja tatsächlich nur mit ihren Nebeneinkünften bestreiten (und sogar ihre Pensionskasse selbst äufnen).
«Sowas geht natürlich gar nicht», sagt der Städter, «schliesslich sind wir ein Kanton der Eliten».
Phil Bösiger meint
Vielleicht hat diese Hinterfragung der Uni-Beträge ja doch noch einen positiven Aspekt, auch für mich als städtischen Steuerzahler.
Dass sich die beiden Basel als Trägerkantone die Subventionen teilen, lechtet mir ein. Was ich aber nicht verstehe, ist, dass ausländische Studierende und Doktorierende, die immerhin ein Viertel aller Studis stellen, quasi gratis mitlaufen.
Ich befürworte das Verursacherprinzip für alle Studierenden der Uni Basel. Vollkosten minus Subventionen des Wohnkantons gleich Studiengebühren. Somit könnten Baselland, Solothurn und der Aargau von mir aus ihre Beiträge auch auf Null runterfahren. Das käme zweifelos auch einer Monica Gschwind zugute, die mit ihrer Auffassung von Bildung den alten Agrar- und Seidenbandweber-Kanton wieder auferstehen lassen möchte.
Es muss ja nicht sein, dass wir Städter jedem sein Wunschstudium finanzieren müssen. Für die strukturschwache Kantone SO/BL/AG zahlen wir auch so schon ordentlich in den NFA.
Marc Schinzel meint
Gratulation! Auf den Punkt gebracht. Satz für Satz!
Siro meint
Sie können Gedanken lesen 🙂